Schwindel ist einer der häufigsten Beratungsanlässe in der HNO-Praxis. Die Differenzierung zwischen peripheren und zentralen Ursachen ist entscheidend für eine gezielte und effektive Therapie. Im Folgenden finden Sie einen aktuellen Überblick über Leitlinien, apparative Methoden, Kosten und Abrechnungsmöglichkeiten.
Ob Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPLS), vestibuläre Migräne oder vestibuläre Neuritis – die Beschwerden sind für Patient*innen oft schwer zu beschreiben. Gleichzeitig ist der Leidensdruck bei Betroffenen hoch – und der Wunsch nach einer klaren Diagnose entsprechend groß. Standardisierte Vorgehensweisen und technische Hilfsmittel unterstützen HNO-Ärzt*innen dabei, fundierte Differenzialdiagnosen zu treffen – effizient, nachvollziehbar und wirtschaftlich sinnvoll.
Die Diagnostik orientiert sich an den aktuellen AWMF-Leitlinien (z. B. 030-051 Vestibuläre Schwindelsyndrome) und folgt einem strukturierten Stufenkonzept:
Wichtig: Die Leitlinie empfiehlt, mit klinischer Untersuchung und Lagerungstests zu starten und dann gezielt apparative Verfahren einzusetzen.
Methode |
Messprinzip & Indikation |
Aufwand & Nutzen |
vHIT | Video-Kopfimpulstest; prüft alle Bogengänge; Differenzierung zentral/peripher |
Schnell (wenige Minuten), objektiv, sofort auswertbar |
VEMP (c/oVEMP) | Test otolithärer Funktion: cVEMP (Sacculus), oVEMP (Utriculus) |
Aufwändiger (ca. 30 Min.), Elektrodenanlage erforderlich |
VNG mit Kalorik | Thermische Reizung des horizontalen Bogengangs; seitengetrennte Bewertung |
Mittlerer Aufwand (20–30 Min.), teils unangenehm |
VNG/VOG | Erfassung von Nystagmus & Augenbewegungen (z. B. bei Lagerungsmanövern) |
Mittlerer Aufwand, gute Dokumentation |
Posturographie | Digitales Gleichgewichtsscreening, Ermittlung des Sturzrisikos |
Minimaler Aufwand, gut für ältere Patient*innen |
OAE/BERA | Prüfung der Hörbahn: Abgrenzung zwischen kochleärer und vestibulärer Ursache |
Standard-Hördiagnostik, sinnvoll bei gemischten Symptomen |
Je nach Funktionsumfang, Anbieter und Gerätekombination liegen die Investitionen:
Tipp: Viele Systeme sind modular aufgebaut und lassen sich je nach Bedarf erweitern. Zusatzkosten für Installation, Schulung und medizinische Hardware sollten mit eingeplant werden.
Apparative Verfahren wie vHIT, VEMP oder Posturographie sind nicht Bestandteil des EBM – und genau darin liegt eine wirtschaftliche Chance: Wahlleistungen auf GOÄ-Basis ermöglichen eine hochwertige Diagnostik außerhalb der Budgetgrenzen der gesetzlichen Krankenversicherung.
Typische Wahlleistungen in der Schwindeldiagnostik:
Die Honorare liegen erfahrungsgemäß zwischen 40 und 120 € pro Untersuchung, abhängig von Zeitaufwand und Komplexität.
Praxistipp: Private Kassen sind bei der Erstattung apparativer Schwindeldiagnostik in der Regel deutlich großzügiger als die GKV.
Detaillierte Vorschläge zu Analogziffern, Honorarempfehlungen und Textbausteinen für die Patient*innenaufklärung finden Sie im HNOnet-Wahlleistungskompendium im Mitgliederbereich. Ein Blick lohnt sich – für mehr wirtschaftliche Klarheit und Praxissicherheit bei der Schwindeldiagnostik.
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