• Home
  • Aktuelles
  • Honorar in der HNO-Praxis: Inflation frisst Wachstum auf

Honorar in der HNO-Praxis: Inflation frisst Wachstum auf

Auf den ersten Blick vermittelt der neue KBV-Honorarbericht einen positiven Eindruck: Die ärztlichen Honorare steigen im bundesweiten Durchschnitt – und auch in der HNO. So stiegen die Honorare je Arzt und Ärztin im aktuellsten Berichtsquartal (04/2023) um 2,7 Prozent. Je Behandlungsfall lag das Wachstum sogar bei 4,4 Prozent. Ein ordentliches Ergebnis? Leider nicht, wie eine genauere Betrachtung zeigt.

Inflation vernichtet höhere Honorare in der HNO

Im fachärztlichen Bereich lag das Honorarwachstum etwas über dem bundesweiten Durchschnitt. Mit einem Plus von 3,3 Prozent je Arzt und Ärztin konnte hier ein spürbarer Zuwachs erzielt werden. Die HNO schneidet allerdings schlechter ab. Hier beträgt der Zuwachs je Arzt und Ärztin nur noch 2,0 Prozent.

Honorarveränderungen

je Arzt / Ärztin

Je Behandlungsfall

alle Haus- und Fachärzte

+ 2,7 %

+ 4,4 %

nur Fachärzte

+ 3,3 %

+ 2,9 %

nur HNO

+ 2,0 %

+ 2,5 %

Dabei zeigen sich starke regionale Unterschiede. Mecklenburg-Vorpommern stand an der Spitze der Honorarentwicklung in der HNO, Sachsen bildete das Schlusslicht. In den KV-Regionen Nordrhein (+ 4,6 %) sowie Westfalen-Lippe (+5,7 %) lag die Honorarentwicklung je Arzt und Ärztin jeweils über dem bundesweiten Durchschnitt in der HNO.

Das ist allerdings kein Grund zum Jubeln, denn die Inflationsrate lag 2023 bei 5,9 Prozent. Somit verlieren selbst umsatzstärkere HNO-Praxen real an Einkommen. Was zunächst nach Wachstum aussieht, entpuppt sich in der Realität also als schleichende Erosion der Wirtschaftlichkeit – ein Warnsignal, das Praxisteams nicht ignorieren dürfen.

Wie belastet die Inflation Arztpraxen in der HNO?

Ein großer Treiber der Inflation war die Kriegs- und Krisensituation, durch die Preise vielfach in die Höhe getrieben wurden. Betroffen waren davon etwa Energiekosten, aber auch die Preise für Waren und Dienstleistungen. Diese Kostensteigerungen machten auch vor HNO-Praxen nicht halt. Zusammen mit den folgenden Faktoren ergab sich eine schädliche Gemengelage:

  • Steigende Fixkosten: Höhere Energie- und Mietpreise belasten HNO-Praxen direkt. Zudem treiben diese Kosten indirekt auch die Preise für Geräte, Personal und Dienstleister in die Höhe.
  • Weniger Patient*innen: Laut KBV-Honorarbericht verzeichneten HNO-Praxen im Jahr 2023 immerhin 0,5 Prozent weniger Behandlungsfälle als im Vorjahresquartal.
  • Bürokratie: Steigende Dokumentationspflichten und Abrechnungsbudgets beschränken die wirtschaftliche Effektivität der ärztlichen Arbeit.
  • Stagnierende Vergütung: Ohne deutliche Verbesserungen des Honorars schlagen alle Kostensteigerungen direkt auf den Ertrag der Praxis durch – insbesondere, wenn die Kosten schneller steigen als die Vergütung.

Wie HNO-Praxen sich trotz Inflation behaupten können

Um die reale Ertragslücke zu schließen, benötigen HNO-Praxen eine Doppelstrategie aus konsequenter Praxisoptimierung und energischer Interessenvertretung:

  • Ein erster Hebel ist die Abrechnungs­optimierung: Wer seine Quartalsabrechnungen systematisch auf verwertbare Extrabudget-Leistungen überprüft, kann rasch zusätzliches Honorar generieren. 
  • Ein weiterer Effizienzbooster ist die Die Online-Terminbuchung, automatische Recall-Mails, E-Rezepte oder die KI-gestützte Dokumentation können den Verwaltungsaufwand bei konsequenter Umstellung signifikant reduzieren.
  • Parallel lohnt sich ein gezielter Blick auf das Leistungsspektrum. Wahlleistungen wie Allergie-Screenings, Schnarchdiagnostik oder Hörvorsorge können sich ebenso bewähren wie Selektivverträge oder telemedizinische Angebote. Für letztere bieten wir in unserem Leitfaden „Telemedizin in der HNO-Praxis: In 5 Schritten zur Videosprechstunde“ eine praxisnahe Hilfestellung.
  • Letztlich bietet auch die Kostenstruktur der Praxis in vielen Fällen Spielraum für Verbesserungen. Dabei kann beispielsweise ein Energie-Monitoring helfen. Grundsätzlich könnten wirtschaftliche Synergieeffekte im Praxisbetrieb eine Ursache für den Trend zu größeren Praxisgemeinschaften und MVZ sein, der sich auch in unserer HNOnet-Umfrage 2025

Honorar bleibt Herausforderung für HNO-Praxen

Inhaber*innen von HNO-Praxen können zwar viel tun, um ihre wirtschaftliche Situation zu verbessern. Doch betriebswirtschaftliche Tricks reichen nicht aus. Erforderlich sind strukturelle, politische Lösungen, um Facharztpraxen vor dem weiteren schleichenden Realeinkommensverlust zu bewahren. Eine an die Inflation gekoppelte Erhöhung der EBM-Ziffern wäre in dieser Hinsicht ein großer Fortschritt – ebenso wie eine Entbudgetierung fachärztlicher Leistungen.

Ob sich das Honorar für HNO-Praxen real positiv entwickeln wird, ist mehr als ungewiss. So setzten die ab 2024 steigenden MFA-Gehälter erst nach der Berichtsperiode des aktuellen KBV-Honorarberichts ein. Auch blieb die Inflation weiter hoch. Und kann die Einführung der GOÄneu tatsächlich eine Verbesserung für die HNO bringen? Unser Gründungsmitglied Dr. Uso Walter sieht in der GOÄneu einen „Fall für die Tonne“.

Eine Verbesserung des Honorars für HNO-Leistungen ist zunächst nicht in Sicht. Umso mehr kommt es auf die Eigeninitiative von Praxisinhaber*innen an – und auf den Zusammenschluss mit Fachkolleg*innen. Denn eine zukunftssichere Gestaltung der HNO-Versorgung wird nicht gegeneinander, sondern nur gemeinsam gelingen.

Honorar

Mehr Nachrichten:

04. August 2025

Honorar in der HNO-Praxis: Inflation frisst Wachstum auf

28. Juli 2025

ePA-Pflicht ab Oktober: Was HNO-Praxen wissen müssen

08. Juli 2025

Telemedizin in der HNO-Praxis: In 5 Schritten zur Videosprechstunde

02. Juli 2025

Schwindeldiagnostik 2025: Ein Praxis-Blog für HNO-Ärzt*innen

12. Juni 2025

Heuschnupfen & Sport: Was HNO-Praxen Patient*innen raten können

28. Mai 2025

Quereinstieg in der HNO-Praxis: Chance für beide Seiten

23. Mai 2025

Facharzt-Paradoxon: Wenn Qualifikation auf Praxisrealität trifft

12. Mai 2025

HNOnet-Umfrage 2025: Praxisstrukturen im Wandel

24. April 2025

Tag gegen Lärm: Wenn Gaming aufs Gehör schlägt

16. April 2025

Koalitionsvertrag 2025: Wo steht die ambulante Versorgung?

© 2025 by HNOnet