HNOnet-Umfrage 2025: Praxisstrukturen im Wandel

Wie arbeiten HNO-Praxen heute – und was verändert sich gerade? Die HNOnet-Umfrage 2025 liefert Einblicke in Strukturwandel, Patientensteuerung und digitale Kommunikation. Die Ergebnisse zeigen, wo Umdenken gefragt ist – und wo bereits neue Lösungen gelebt werden.

HNO-Praxismodelle auf dem Prüfstand

Einzelpraxen bleiben die häufigste Praxisform, ihr Anteil ist jedoch rückläufig – von 64 % (2023) auf 56 % (2025). Gleichzeitig steigen die Anteile von Berufsausübungsgemeinschaften (BAG) leicht auf 38 % – ein Plus von 2 % gegenüber 2023. Erstmals beteiligten sich auch Kolleg*innen aus Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) an der Umfrage. Ihr Anteil liegt bei knapp 3 %. Die Ergebnisse zeigen: Der Trend geht zu kooperativeren Strukturen. Für viele HNO-Praxen wird damit die Frage relevanter, wie zukunftsfähig das eigene Modell ist – etwa im Hinblick auf Vertretung, Nachwuchsgewinnung oder Praxisnachfolge.

Offene Sprechstunde unter Druck: Zugänglichkeit vs. Machbarkeit

Die Mehrheit der befragten Praxen schränkt den Zugang zur offenen Sprechstunde ein: 38 % behandeln ausschließlich akute Fälle, 35 % limitieren die Anzahl der angenommenen Patienten*innen. Nur rund 20 % bieten die offene Sprechstunde ohne Einschränkungen an.
Das zeigt: Die offene Sprechstunde stellt Praxen trotz gesetzlicher Vorgabe vor organisatorische Herausforderungen. Umso wichtiger wird es, Lösungen zu entwickeln, die Versorgungssicherheit mit realistischer Umsetzbarkeit im Praxisalltag verbinden.

Praxisumfrage Grafik1

Patientensteuerung: Hausarztvermittlung auf dem Vormarsch

Hausarztvermittlungsfälle (HAV) gewinnen in der HNO langsam an Bedeutung. Zwar liegt ihr Anteil bei der Mehrheit der Befragten weiterhin unter 10 %, doch zeigen sich vermehrt höhere Werte – bei einzelnen Praxen sogar über 20 %.
Die Ergebnisse deuten auf einen Trend hin: Die Rolle der hausärztlichen Vermittlung wird sichtbarer – und könnte in Zukunft stärker zur strukturierten Patientensteuerung beitragen. Ein Blick in den Koalitionsvertrag bestätigt diese Entwicklung: Dort ist die Einführung eines Primärarztsystems als gesundheitspolitisches Ziel verankert. Für HNO-Praxen bedeutet das: Die Zusammenarbeit mit Hausärzt*innen gewinnt weiter an Bedeutung – gerade mit Blick auf koordinierte Patientenwege und Ressourcennutzung.

AIT im HNO-Praxisalltag: Rückläufige Therapietreue

Die Einschätzung zur Therapietreue bei der Allergen-Immuntherapie (AIT) hat sich im Vergleich zu 2023 verschlechtert. Besonders deutlich zeigt sich das bei der subkutanen Immuntherapie (SCIT): Nur noch 21 % der Befragten bewerten sie als „sehr gut“, 29 % als „gut“. Die sublinguale Variante (SLIT) wird tendenziell noch kritischer gesehen. Ein bedenklicher Trend – denn eine hohe Therapietreue gilt als Schlüsselfaktor für den nachhaltigen Erfolg der AIT. HNO-Praxen sind hier besonders gefordert, durch Aufklärung, klare Erwartungshaltungen und engmaschige Betreuung gegenzusteuern.

Praxisumfrage Grafik2

Digitale Praxis: Mediennutzung und KIM im Fokus

Der Austausch mit Kolleg*innen und Fachzeitschriften bleibt für über 90 % der Befragten die wichtigste Informationsquelle. Gleichzeitig spielen digitale Formate wie Websites und Newsletter eine wachsende Rolle. Auch digitale Anwendungen im Praxisalltag sind auf dem Vormarsch: Über 70 % der teilnehmenden Praxen nutzen bereits den Kommunikationsdienst KIM (Kommunikation im Medizinwesen). Besonders erfreulich: Mehr als 75 % wünschen sich ein praxisnahes Webinar zur KIM-Nutzung. Das HNOnet greift diesen Impuls auf: für Ende des Jahres ist ein Webinar geplant, das praxisnahe Einblicke für Einsteiger*innen und Fortgeschrittene bietet – passgenau zugeschnitten auf die Bedürfnisse in der HNO.

Wandel braucht Orientierung

Die Umfrage zeigt: Praxisstrukturen und Anforderungen in der ambulante HNO-Versorgung verändern sich. Mit ihnen wachsen auch der Wunsch nach Vernetzung, Weiterbildung und praxisnaher Unterstützung. Fachärzt*innen sind gefordert, flexibel zu bleiben – und können von gemeinsamen Erfahrungswerten profitieren.
Alle detaillierten Umfrage-Ergebnisse und weitere Insights finden HNOnet-Mitglieder in der Ausgabe 01/2025 der HNOnet-Nachrichten.

HNOnet Umfrage

 

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