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Hörgeräte statt ambulante Polypenoperation bei Kindern?

Hörstörungen im Kindesalter sind häufig. Etwa 80 Prozent aller Kinder entwickeln vor dem 10. Lebensjahr mindestens einmal einen Paukenerguss. Damit bezeichnet man eine Flüssigkeitsansammlung hinter dem Trommelfell. Ursächlich dafür ist ein fehlender Druckausgleich über die Ohrtrompete, die den Nasenrachen mit dem Mittelohr verbindet. Ist dieser gestört, bildet sich zunächst ein Unterdruck und später Sekret, so dass die Schwingungsfähigkeit des Trommelfells und damit auch das Hörvermögen deutlich eingeschränkt ist. Betroffene hören nur noch dumpf und wie durch Watte.

Polypen bei Kindern

Für solche Belüftungsstörungen verantwortlich sind vor allem Infekte der oberen Atemwege und vergrößerte Nasenrachenmandeln (Adenoide), die im Volksmund auch gern als „Polypen“ bezeichnet werden. Auch Allergien spielen eine zunehmende Rolle. Besonders betroffen ist daher auch die Altersgruppe zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr, da hier einerseits das Immunsystem noch nicht ausgereift ist und es zu häufigeren Infekten kommt und andererseits die Nasenrachenmandeln besonders groß sind.

Hören wichtig für die Sprachentwicklung

Problematisch ist dabei, dass diese Lebensphase auch die wichtigste für den Spracherwerb ist. Was man nicht hört, kann man aber auch nicht sprechen lernen. Hörstörungen aufgrund von vergrößerten Nasenrachenmandeln sind daher die häufigste Ursache für Sprachentwicklungsverzögerungen. Bleiben Paukenergüsse über mehrere Wochen bestehen, ist die ambulante operative Entfernung der „Polypen“ dringend erforderlich, damit die Sprachentwicklung ungestört ablaufen kann.

Lange Wartezeiten auf Polypenoperationen

Dieses über Jahrzehnte bewährte Vorgehen wird jetzt aber von den Krankenkassen infrage gestellt: Da die Honorierung der Operation bei gleichzeitig steigenden Kosten immer weiter zurückgefahren wurde, ist sie nicht mehr wirtschaftlich. Immer mehr HNO-Ärzt*innen die bisher eine flächendeckende Versorgung garantiert haben, streiken gegen die Abwertung ambulanter Operationen daher und fordern angemessene Honorare. Mehr als die Hälfte der operativ tätigen HNO-Ärzt*innen in NRW haben daher bereits aufgegeben und operieren überhaupt nicht mehr. In den Krankenhäusern, die für die gleiche Operation deutlich mehr Geld erhalten, sind die Wartezeiten deshalb teilweise länger als ein Jahr. Für betroffene Eltern und Kinder eine unerträgliche Situation. Denn auch eine logopädische Behandlung bringt nicht viel, wenn die Kinder statt „Schule“ nur „Ule“ hören.

Wie sichern wir die Versorgung?

Um diesen Kindern doch noch einen regelrechten Spracherwerb zu ermöglich, bleibt als einzige Möglichkeit eine Hörgeräteanpassung. Für die Kassen kein gutes Geschäft, denn Hörgeräte kosten ein Mehrfaches des von den HNO-Ärzt*innen geforderten Honorars für den Eingriff. Dennoch zahlen die Krankenkassen anstandslos bis zu 2.000 Euro teure Hörgeräte und weigern sich unverständlicherweise die eigentliche Ursache der Hörstörung angemessen zu honorieren.

Eine pragmatischere Lösung hingegen wären Selektivverträge zwischen Krankenkassen und niedergelassenen HNO-Ärzt*innen. Denn diese würden HNO-Ärzt*innen wieder ermöglichen, Polypenoperationen ohne Verluste durchzuführen. Damit könnte die Wartezeit für die dringende Operation wesentlich verkürzt und Kindern wieder das Hören ermöglicht werden.

Polypen

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